Erste Hilfe im Microsoft Lizenzaudit - Welche Risiken sind relevant?
Lizenzmanagement

Erste Hilfe im Microsoft Lizenzaudit - Welche Risiken sind relevant?

Plötzlich kündigt Microsoft ein Lizenz-Audit an! Was muss nun getan werden? Dieser Leitfaden zeigt, wie Sie strukturiert, rechtssicher und ohne Panik richtig reagieren.

Alexander van der Steeg
Alexander van der Steeg Veröffentlicht am 11.11.2025

Das Microsoft Audit kommt per Post: Ruhe bewahren, aber dabei richtig handeln.

Michael Kostka - CEO EntekSystems

Ein Microsoft Lizenzaudit trifft viele Unternehmen unvorbereitet – wie aus dem Nichts flattert eine Nachricht vom Hersteller oder einem beauftragten Auditor ins Haus: „Sie wurden für ein Lizenz-Audit ausgewählt.“

Plötzlich steht das Thema Softwarelizenzierung ganz oben auf der Agenda. Doch Panik ist fehl am Platz, vielmehr ist ein kühler Kopf und strukturiertes Vorgehen gefragt.

⁉️ Was ist ein Microsoft Lizenzaudit überhaupt?

Ein Lizenzaudit ist eine Überprüfung, ob ein Unternehmen Microsoft-Software ordnungsgemäß lizenziert hat.

Es gibt verschiedene Variationen:

  • Vertraglich verpflichtende Audits gemäß Microsoft Business and Services Agreement (MBSA):
    Diese sind nicht freiwillig – die Teilnahme ist laut Vertrag alle 12 Monate möglich und kann auch juristisch erzwungen werden.

  • SAM Reviews (Software Asset Management Assessments):
    "Freiwillig", aber oft mit gleichem Umfang wie ein Audit. Microsoft bietet es als "Service" an, ist jedoch meist der Auftakt zu einem Audit, wenn Unstimmigkeiten gefunden werden.

  • Audit durch OEM- oder Cloud-Partner:
    In SPLA- oder CSP-Verträgen enthalten. Hier erfolgt die Prüfung meist durch Partner, aber mit direkter Berichtspflicht an Microsoft.

⚠️ Erste Hilfe: Was tun, wenn die Anfrage kommt?

1️⃣ Ruhe bewahren

Auch wenn der erste Impuls Panik ist: Ein Audit ist kein Todesurteil. Die meisten Unternehmen sind nicht völlig falsch lizenziert, aber möglicherweise nicht korrekt dokumentiert.

2️⃣ Rechtliche Bewertung einholen

Software-Asset-Management-Spezialisten, IT-Rechtsexperten oder auf Lizenzrecht spezialisierte Anwälte hinzuziehen. Sie klären:

  • Ist das Audit verpflichtend?
  • Wie weit reicht die Mitwirkungspflicht?
  • Wer darf welche Daten verlangen?

3️⃣ Internes Auditteam aufstellen

Ein kleines, kompetentes Team aus IT, Einkauf, ggf. Buchhaltung und Rechtsabteilung wird zum Projektteam erklärt.

Aufgaben sind hierbei: Daten zusammentragen, Kommunikation mit Microsoft/Auditor koordinieren.

Wie sieht das interne Auditteam denn aus?

Ein effektives Auditteam besteht in der Regel aus:

  • IT-Abteilung: Für Infrastruktur, Inventarisierung, Deployment-Daten
  • Einkauf/Controlling: Für Lizenznachweise, Verträge, Rechnungen
  • Rechtsabteilung oder externer Berater: Für rechtliche Bewertung und Kommunikation
  • Führungskraft (CIO/IT-Leitung): Für Entscheidungen und Budgetfreigaben

4️⃣ Kommunikation bündeln

Niemals Einzelantworten ohne Abstimmung! Alle Kommunikation sollte zentral über das Auditteam oder eine beauftragte Kanzlei laufen.

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💣 Typische Risiken und Stolperfallen - Ein kleiner Auszug

Ein Audit kann bei einem Software-Produkt vorkommen. Der Hersteller eines Produkts kann hierbei, sofern vertraglich definiert, Lizenzen prüfen, Metriken abgleichen und Vertragsstrafen bei Missbrauch verlangen.

Michael Kostka - CEO EntekSystems

Fehlende Lizenznachweise

Gerade ältere oder per OEM bezogene Lizenzen sind oft schlecht dokumentiert.

Falsch interpretierte Lizenzrechte

Beispiel: Gerade bei Windows Server mit RDS, Office in RDS-Umgebungen, Hybrid Use Rights lauern viele Missverständnisse.

Unterschätzte BYOD- oder Home-Office-Regelungen

Geräte außerhalb der klassischen IT-Infrastruktur sind oft nicht sauber erfasst oder berücksichtigt.

✅ Welche Microsoft Produkte sind typischerweise im Fokus?

Microsoft prüft meist folgende Produktgruppen:

  • Windows Server (mit CALs): Falsch zugeordnete Zugriffslizenzen, Virtualisierung
  • SQL Server: Unterlizenzierung durch CPU-Kerne oder falsches Core-Licensing
  • Office (Professional Plus, O365): Nutzung auf Terminalservern, Falsche Zuordnung zu Usern
  • Exchange / SharePoint / Skype for Business: CALs und Serverrolle
  • Azure, M365, Power Platform: Schatten-IT, externe Tools, hybride Nutzung
  • Visual Studio, MSDN-Abos: Missbrauch durch Nicht-Entwickler

⚖️ Was ist bei gebrauchten Microsoft-Lizenzen zu beachten?

Der Kauf oder Verkauf von gebrauchten Volumenlizenzen ist bereits seit über zehn Jahren eindeutig gesetzlich erlaubt. Grundlage dafür sind folgende Bedingungen

Erstverkauf innerhalb der EU oder des EWR

Die Software muss ursprünglich mit Zustimmung des Herstellers im Gebiet der Europäischen Union oder eines anderen Vertragsstaates des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) in Verkehr gebracht worden sein.

Unbefristete Lizenz

Die Lizenz darf keine zeitliche Begrenzung haben.

Updates und Wartungsvertrag

Lädt der Käufer die Software nach dem Erwerb aus dem Sho des Herstellers herunter und enthält diese Version bereits Updates oder Verbesserungen, so müssen diese durch einen gültigen Wartungsvertrag zwischen dem Urheberrechtsinhaber und dem Ersterwerber abgedeckt sein.

Der neue Eigentümer darf die letzte im Rahmen dieses Vertrags verfügbare Version nutzen (einschließlich Sicherheitsupdates und Patches).

Löschung durch Vorbesitzer*innen

Alle früheren Lizenzinhaber müssen ihre Kopien der Software vollständig gelöscht oder dauerhaft unbrauchbar gemacht haben.

👍 Lohnt sich professionelle Hilfe im Audit-Fall?

Ja. Unternehmen, die frühzeitig auf Lizenzberater oder spezialisierte Kanzleien setzen, können:

  • Kosten minimieren, indem sie Unterlizenzierungen gezielt identifizieren und korrigieren.
  • Überlizenzierungen aufdecken, also unnötige Kosten vermeiden.
  • Verhandlungen mit Microsoft strategisch führen, insbesondere bei Nachlizenzierungen oder Abgeltungsvereinbarungen.

📃 Fazit: Ein Audit ist nur ohne Daten und Struktur ein Risiko!

Ein Microsoft Audit kommt oft überraschend, ist aber kein Weltuntergang. Entscheidend ist, sofort strukturiert zu reagieren, externe Hilfe hinzuzuziehen und Fehler aus der Vergangenheit transparent, aber strategisch aufzuarbeiten.

Denn eines ist klar: Das Audit selbst ist zwar kurzfristig unangenehm, aber eine saubere Lizenzierung stärkt langfristig die IT-Sicherheit, Compliance und Verhandlungsposition gegenüber Herstellern.

Alexander van der Steeg
Alexander van der Steeg Autor

CTO

Herr van der Steeg ist bei der EntekSystems als Chief Technology Officer für alle Belange der Produktentwicklung und technischen Konzeption verantwortlich.

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