Das Rechenzentrum kehrt zurück – leiser, aber stärker denn je!
Lange galt On-Premise als Auslaufmodell, doch nun rückt es wieder in den Fokus: das eigene Rechenzentrum. Inmitten allgegenwärtiger Cloud-Angebote entdecken immer mehr Unternehmen die Vorteile von On-Premise-Infrastrukturen neu – und greifen selbst wieder zur Server-Hardware.
Was treibt diesen Wandel an?
Es ist der Wunsch nach voller Kontrolle über sensible Daten, nach maximaler Leistung ohne Netzlatenz, nach klar kalkulierbaren Kosten – und nicht zuletzt nach echter digitaler Souveränität.
Für viele Unternehmen bedeutet das: endlich wieder auf eigenen Beinen stehen, ohne auf fremde Infrastrukturen angewiesen zu sein. Ein Comeback, das nicht laut auftritt – aber konsequent.
On‑Premise‑Speicher beschreibt eine IT‑Architektur, bei der sämtliche Hardware – von den Rack‑Servern bis zu den Speichernetzwerken – direkt im eigenen Rechenzentrum oder Serverraum des Unternehmens steht.
Bereits in den 1960er‑Jahren setzten Großrechner („Mainframes“) den Standard, bevor mit dem Aufkommen der Client‑Server‑Modelle in den 1980ern dezentrale Dateiserver populär wurden.
In den 2000ern brachte die Virtualisierung (z. B. VMware, Hyper‑V) einen weiteren Innovationsschub: Auf wenigen physischen Hosts lassen sich dutzende virtuelle Maschinen betreiben, was Platz, Energie und Wartungsaufwand spart.
Technisch gesehen besteht ein modernes On‑Premise‑Setup aus mehreren Schichten:
Im Gegensatz dazu verlagern Cloud‑Lösungen oft die physische Infrastruktur zu Hyperscalern (AWS, Azure, Google Cloud), wo Ressourcen on‑Demand via API bereitgestellt werden.
On‑Premise dagegen bietet volle Hardware‑Transparenz, minimale Netzlatenzen und oft bessere Kostenprognosen bei konstantem Workload. Sein historisches Erbe als Rückgrat der UnternehmensIT macht es auch heute noch zur ersten Wahl, wenn Compliance‑Vorgaben, Datenhoheit und höchste Performance‑Ansprüche nicht verhandelbar sind.
Immer mehr Unternehmen setzen auf Cloud-Dienste wie AWS, Azure oder Google Cloud – sie gelten als flexibel, skalierbar und wartungsarm. Doch lohnt sich das wirklich langfristig, besonders bei stabil laufenden Systemen?
Der US-Softwareanbieter 37signals, bekannt durch Produkte wie Basecamp und den Maildienst HEY, hat genau das hinterfragt – und einen radikalen Schritt gewagt: raus aus der Cloud, zurück in den Eigenbetrieb. Der aktuelle Heise-Artikel beschreibt ihre Erfahrungen, Einsparungen und Konsequenzen – mit überraschend positiven Ergebnissen.
Der Betrieb eigener Server und Infrastruktur ist für 37signals deutlich kostengünstiger als die Nutzung der AWS-Cloud – bei gleichbleibendem Personal- und Wartungsaufwand. Die vollständige Umstellung rechnet sich schneller als geplant.
→ Bereits im ersten Jahr hat sich die Investition fast vollständig amortisiert.
Das Beispiel zeigt: Die Cloud ist bequem, aber nicht immer wirtschaftlich. Der Eigenbetrieb kann – entgegen gängiger Annahmen – die effizientere Lösung sein, wenn er richtig geplant ist.
Quelle: heise.de – „Raus aus der Cloud: Der Eigenbetrieb rechnet sich mehr als gedacht“
Ein wesentlicher Vorteil von On‑Premise‑Lösungen liegt in der vollständigen Kontrolle über sämtliche Datenflüsse und Speichervorgänge.
Anders als in fremdbetriebenen Clouds können Unternehmen hier Sicherheitsrichtlinien exakt nach ihren Bedürfnissen gestalten – von Netzwerksegmentierung über verschlüsselte Datenträger bis hin zu feingranularen Zugriffsrechten. Besonders in regulierten Branchen wie Finanzdienstleistung oder Gesundheitswesen, in denen Datenschutz‑ und Compliance‑Vorgaben äußerste Priorität haben, erlaubt On‑Premise die lückenlose Dokumentation aller Zugriffe und Änderungen.
Die direkte Verwaltung minimiert zudem das Risiko, dass Dritte unbemerkt auf sensible Informationen zugreifen oder Transferprotokolle manipulieren.
So entsteht eine eigene, vertrauenswürdige Sicherheitsdomäne, in der eingehende Audits wie auch routinemäßige Penetrationstests einfach realisierbar sind – ein Sicherheitsniveau, das viele Unternehmen gerade in Zeiten verschärfter Datenschutzgesetze als unverzichtbar erachten.
Messbare Performance‑Vorteile: Laut einer EETimes‑Studie planen 83 % der CIOs, noch 2024 Teile ihrer Workloads zurück in On‑Premise‑Infrastrukturen zu verlagern – vor allem wegen besserer Performance, niedrigerer Latenz und erhöhter Sicherheit. → Weitere Infos
In gut optimierten LAN‑Umgebungen liegen Round‑Trip‑Latenzen häufig unter 1 ms, während WAN‑Verbindungen im Mittel 30–50 ms erreichen → Weitere Infos
Für Echtzeitanwendungen wie KI‑Trainings, Finanzhandelssysteme oder datenintensive Analysen kann dieser Unterschied über Uptime, Durchsatz und letztlich den Geschäftserfolg entscheiden.
Zudem macht Sie die Unabhängigkeit von externen Netzwerken widerstandsfähiger gegen unerwartete Ausfälle und Wartungsfenster.
Auch wenn Cloud‑Anbieter mit Pay‑as‑you‑go-Tarifen und niedrigen Einstiegskosten locken, können die laufenden Ausgaben bei dauerhaft hohem Daten‑ und I/O‑Volumen schnell in die Höhe schießen.
On‑Premise‑Lösungen verlangen zwar eine größere Anfangsinvestition in Hardware, Netzwerk und Inbetriebnahme, schaffen dafür aber über die gesamte Lebensdauer hinweg Planungssicherheit.
Insbesondere Unternehmen mit konstantem oder vorhersehbar hohem Speicher- und Rechenbedarf profitieren von fixen Betriebskosten, die sich exakt auf Jahre herunterbrechen lassen.
So liegt die Gesamtkostenbetrachtung (TCO) bei on‑Premise‑Setups häufig deutlich unter dem, was selbst flexibel skalierende Cloud‑Modelle langfristig kosten würden.
Unternehmen mit spezifischen IT‑Infrastrukturen schätzen vor allem die nahtlose Integration lokaler Speicherlösungen: Anpassungen und Erweiterungen lassen sich intern umsetzen, ohne auf externe Dienstleister oder proprietäre Cloud‑APIs angewiesen zu sein.
Ob es um die direkte Anbindung branchenspezifischer ERP‑Systeme, eine eigenentwickelte BI‑Plattform oder die Integration von Edge‑Geräten in Produktionsumgebungen geht – On‑Premise erlaubt es, die Infrastruktur exakt auf die eigenen Geschäftsprozesse zuzuschneiden.
So entsteht eine maßgeschneiderte IT‑Landschaft, die nicht nur perfekt passt, sondern auch flexibel mitwächst, wenn neue Anforderungen dazukommen.
Digitale Souveränität beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens oder Staates, eigene digitale Infrastrukturen, Daten und Technologien unabhängig zu betreiben und zu kontrollieren – ohne dabei auf ausländische Anbieter oder Plattformen angewiesen zu sein. In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen und unsicherer Lieferketten gewinnt dieses Thema stark an Gewicht.
Aktuell sind laut Bitkom rund 96 % der deutschen Unternehmen auf digitale Technologien aus dem Ausland angewiesen – insbesondere aus den USA und China. Diese Abhängigkeit birgt erhebliche Risiken: Von plötzlichen Lizenzänderungen über Zugriffssperren bis hin zu politischen Sanktionen – wer kritische Systeme in fremde Hände legt, setzt seine digitale Handlungsfähigkeit aufs Spiel.
On‑Premise‑Lösungen leisten hier einen konkreten Beitrag: Sie ermöglichen Unternehmen, ihre Kernsysteme unter eigener Kontrolle zu betreiben, Datenhoheit zu sichern und selbst über Speicherorte, Zugriffsregeln und Verschlüsselungsstandards zu entscheiden. Gerade bei sensiblen Geschäftsmodellen – etwa im Gesundheitswesen, in der Rüstungs‑ oder Finanzbranche – ist diese Unabhängigkeit ein strategischer Vorteil.
Digitale Souveränität ist somit kein abstraktes Konzept, sondern ein Schutzmechanismus für wirtschaftliche Stabilität, Innovationsfähigkeit und nationale Sicherheit – und gewinnt mit jedem geopolitischen Krisenherd an Relevanz.
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Trotz der genannten Vorteile gibt es auch Herausforderungen:
Immer mehr Unternehmen verfolgen heute eine hybride Speicherstrategie, bei der sie gezielt die Stärken von On‑Premise und Cloud miteinander kombinieren.
Der Grundgedanke: Kritische, vertrauliche oder regulierte Daten bleiben unter eigener Kontrolle im lokalen Rechenzentrum, während weniger sensible Informationen – etwa Archivdaten, Marketingmaterial oder skalierbare Backups – flexibel in der Cloud abgelegt werden.
Moderne Storage‑Architekturen wie Software-defined Storage, Hybrid-Cloud-Gateways oder intelligente Tiering-Systeme ermöglichen dabei eine nahtlose Integration beider Welten – mit automatisierter Datenverlagerung je nach Nutzungsprofil, Zugriffsanforderung und Sicherheitsbedarf.
Unternehmen profitieren so von Kosteneffizienz und Leistung, ohne Kompromisse bei der Datenhoheit eingehen zu müssen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Cloud nicht das große Allheilmittel der IT ist, erlebt doch gerade die klassische On-Premise-Infrastruktur eine stille, aber kraftvolle Renaissance. Und das nicht ohne Grund.
Überall dort, wo Datensicherheit, digitale Selbstbestimmung, Leistungsfähigkeit und klare Kostenkontrolle essenziell sind, zeigt sich das eigene Rechenzentrum als Rückgrat einer robusten IT-Strategie – unabhängig, zuverlässig, souverän.
Besonders Branchen mit strengen regulatorischen Anforderungen – vom Gesundheitswesen über Finanzdienstleister bis hin zur Industrie – setzen wieder verstärkt auf lokale Lösungen. Auch dort, wo Echtzeitverarbeitung gefragt ist oder geopolitische Risiken berücksichtigt werden müssen, liefert On-Premise klare Vorteile: direkte Datenhoheit, nahtlose Integration in bestehende Systeme und verlässliche Kostenplanung über Jahre hinweg.
Natürlich bringt dieser Ansatz auch Verantwortung mit sich: Es braucht Fachwissen, initiale Investitionen und eine klare Strategie. Doch der langfristige Mehrwert ist für viele Unternehmen heute überzeugender denn je. Besonders erfolgreich zeigt sich der Mittelweg – hybride Architekturen, die lokale Infrastruktur mit der Skalierbarkeit der Cloud verbinden. Kritische Daten bleiben im Haus, während unkritische Workloads flexibel ausgelagert werden können.
On-Premise ist kein Rückschritt. Es ist ein bewusster Schritt nach vorn – für alle, die ihre digitale Zukunft selbst gestalten wollen.
Head of Sales & Marketing
Herr Ritter verantwortet bei der EntekSystems die Bereiche Sales & Marketing, vom Management der Teams, bis hin zu Marketingkampagnen, Markenstrategien und Wachstumsplänen.
Kombiniert Hardware, Lizenzen, Verträge, Bestellungen und vieles mehr in einem System.
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