Inventarisierung

Kreislaufwirtschaft – Was ist das Prinzip?

Lernen Sie was die Kernaspekte der Kreislaufwirtschaft sind. Muss ich meine Einstellung in der Wegwerfgesellschaft ändern?

Alexander van der Steeg
Alexander van der Steeg Veröffentlicht am 17.05.2022

Klima und Umwelt spielen verrückt, da die Menschheit einen sehr verschwenderischen Wirtschaftsansatz verwendet: Grundsätzlich bräuchte die Menschheit 1,75 Erden, um den eigentlichen Bedarf an Rohstoffen und Energie zu decken, so Global Footprint Network im Jahr 2019.

Quelle: https://www.overshootday.org/newsroom/press-release-july-2019-english/

Besonders die Industrie-Staaten liegen weit über dem globalen Durchschnittswert:

Quelle: https://de.statista.com/infografik/10574/benoetigte-erden-je-lebensstil-ausgewaehlter-laender

Langfristig wird dies zu einer Zerstörung des Lebensraums, unserer eigenen Erde führen. Doch es gibt hierfür Mechanismen und Methoden Schritt für Schritt die Effizienz in der Nutzung von Rohstoffen und Energien zu erhöhen.

Zusammengefasst wurden diese Praktiken im Konzept der Kreislaufwirtschaft definiert und finden immer mehr Anwendung in Privat-/ und Industrie-Bereich.

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Kreislaufwirtschaft ist aktuelles Trend-Thema im Bereich der Nachhaltigkeit und zugleich ein Modell, wie mit Ressourcen umgegangen wird. Grundidee ist, dass Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Primäres Ziel ist den Lebenszyklus des Produkts zu verlängern.

Quelle: https://www.lifecycleinitiative.org/starting-life-cycle-thinking/what-is-life-cycle-thinking/

Wichtige Effekte sind dadurch eine Verringerung von Abfällen, der Verbleib der Materialien des Produkts innerhalb der Wirtschaft und die Nutzung nachhaltiger/ökologischer Materialien mit entsprechendem Fußabdruck. Dadurch werden unter anderem auch Ozeane und Meereswesen geschützt und Abfall vermieden (0 Waste Strategy).

Beispielhaft kann nach der regulären Nutzungszeit (z. B. 3 Jahre) des Notebooks auch entschieden werden, dass der Mitarbeiter weiterhin das Gerät weiterverwendet, anstatt wie von der Unternehmensrichtlinie gefordert dann neue Geräte bestellt werden.

Falls doch das Notebook nicht mehr nutzbar ist, können einzelne Teile in anderen Geräten wiederverwendet werden, wodurch für Reparaturen oder Ersatzteile keine neue Bestellung ausgelöst werden, muss.

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Wegwerfwirtschaft vs. Kreislaufwirtschaft

Traditionell ist das lineare Wirtschaftsmodell ganzheitlich am Markt orientiert. Dieses Modell zielt auf große Menge möglichst billig anbieten und einen leichten Zugang zu Materialien und Energie zu ermöglichen. Produkte müssen schnell in Umlauf und zu jeder Zeit verfügbar gemacht werden können ohne Berücksichtigung der Umwelt. Somit setzt dieses Wirtschaftsmodell Obsoleszenz voraus und propagiert auch unsere aktuelle Wegwerfwirtschaft.

Im direkten Vergleich wird in der Kreislaufwirtschaft das Thema Ressourcen und Preis unterschiedlich angegangen. Durch eine steigende Weltbevölkerung und sich verknappender Materialen und steigender Energiekosten kann das Paradigma der Produktion von großen „billigen“ Mengen nicht eingehalten werden.

Zudem fehlt in der Wegwerfwirtschaft der nachhaltige Ansatz, denn die Produktion von Gütern erzeugt CO2-Emissionen und hat dadurch Einfluss auf Klima und Umwelt.

Kernaspekte der Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft wurde auch von der Europäischen Kommission genau beleuchtet und daraus ein Aktionsplan besprochen.

Organisationen, Verbände oder auch private Initiativen haben die Kernaspekte auf 9 Punkte/Handlungsfelder heruntergebrochen:

  • Refuse (Abfall vermeiden)
    Abfall soll, soweit es geht, vermieden werden. Der gesamtheitliche Ansatz setzt durch den verringerten Einsatz von Materialen und das Wiederverwendungsprinzip generell auf diesen Mechanismus.

    Beispielsweise kann beim Produktdesign schon Wert darauf gelegt werden, dass es zu sehr wenig oder gar keinem Abfall kommt. Verpackungsmaterial kann wiederverwendbar sein oder Produkte kaum aus nicht recycle-fähigen Material bestehen.


  • Rethink (Umdenken)
    Das Hinterfragen des eigenen aktuellen Konsumverhaltens, der Wertschöpfungsprozesse, die hinter Produkten liegen und auch das Umlegen der Kriterien von Wirtschaft auf Umwelt und Klima zugunsten einer besseren Welt.

    Der Mindset-Change ist sicherlich das wichtigste Kriterium, damit alle Punkte im eigenen Einflussbereich immer wieder neu bewertet und auch mittel- und langfristig angepasst werden. Durch diese Veränderung der eigenen Prioritäten sind Effekte auf die anderen Aspekte impliziert und führen zu einem sehr hohen Wirkungsgrad.


  • Reduce (Verringern)
    Verringern von Ressourcen, Materialen oder Energie hat Einfluss auf sehr unterschiedliche Teile innerhalb der Wertschöpfungskette. Kann der Konsument weniger einkaufen und hat trotzdem die gleiche Lebensqualität? Können in Produktionsprozessen Produkte mit weniger Materialen hergestellt werden? Braucht das Unternehmen zu jeder Zeit jegliche Produkte verfügbar oder kann das Unternehmen sich auch Güter mit anderen Unternehmen teilen?

    Das Prinzip des Verringerns ist ein ganzheitlicher Gedanke, dass jegliche Ressourcen auf dieser Erde nur endlich sind und nur mit erheblicher Anstrengung gewonnen werden können.

  • Reuse (Wiederverwenden)
    Alte Produkte können, wenn noch funktionsfähig, weiterhin genutzt werden. Wenn Elektrogeräte oder Möbel noch in einem ausreichend guten Zustand sind, müssen diese nur einem passenden Kundenkreis angeboten werden.

    Durch die Wiederverwendung wird Abfall vermieden, günstige Produkte für andere Kundenkreise angeboten und zugleich die Umwelt entlastet.


  • Repair (Reparieren)
    Die Verlängerung des Lebenszyklus eines Produkts durch Reparatur, auch wenn das Produkt schon älter ist oder schon die Garantie überschritten hat.


  • Refurbish (Überholung/Wideraufbereitung)
    Eine qualitätsgesicherte Überholung oder Aufbereitung von Produkten, um diese auch effektiv in die Wiedervermarktung zurückzuführen.

    Betroffen sind häufig Produkte, die innerhalb der 14-Tages-Widerrufszeit oder innerhalb der Garantie zurückgeschickt werden. Meist werden diese geprüft und generalüberholt und dann wieder an neue Kunden verkauft.

    Häufig werden auch Refurbishment-Produkte in weniger entwickelte Länder exportiert und erhalten dadurch wiederum einen neuen Lebenszyklus auf Grund der ausreichend hohen Qualitätsstandards.


  • Remanufacture (Wiederaufarbeitung)
    Die Aufarbeitung von gebrauchten Produkten auf den Qualitätsstandard eines Neugeräts. In der Regel muss dazu das Produkt teil- oder vollständig zerlegt werden, damit Bauteile und Baugruppen geprüft werden können.

    Durch die Wiederaufarbeitung werden weltweit 85% des Rohstoffs und 55% der Energie eingespart und zugleich massiv CO2-Emissionen gespart.


  • Repurpose (Umfunktionieren)
    Wenn Produkte Ihren eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllen können, bleibt doch noch ein Restnutzungseffekt. Z. B. könnte ein Bauwagen, der nicht mehr fahrend genutzt werden kann, auch als Wohnung umgestaltet werden oder Möbel werden in ganz anderen Teilen der Wohnung wieder in einer neuen Funktion eingesetzt.

    Zentraler Aspekt ist und bleibt das Produkt durch einen geringen Aufwand einen neuen Nutzen zu geben und somit in einen ganz neuen Lebenszyklus zu bringen. Dies vermeidet dann wiederum langfristig Abfall und verhindert den Kauf von neuen Produkten, die wiederum produziert werden müssten.


  • Recover (Recycle)
    Wenn Abfall erzeugt werden muss, dann sollte der Abfall nach rechtlichen und ökologischen Bedingungen einem geordneten Recycling-Prozess zugeführt werden. Die Rückgewinnung von Materialien birgt ein enormes Potenzial, um diese Stoffe wieder nach technisch aktuellem Stand für neue Produktionsprozesse zur Verfügung zu stellen.

Aus diesen Begriffen und dem gesamten Komplex ergibt sich ein Kreislauf, der in sich einen immer wiederkehrenden Prozess schafft:

Quelle – Grafik der europäischen Kommission zum Thema „Kreislaufwirtschaft“: https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/economy/20151201STO05603/kreislaufwirtschaft-definition-und-vorteile

Kreislaufwirtschaft aus gesellschaftlicher Sicht

Die Zukunft unserer Gesellschaft sind unsere Kinder! – Unser Konsumverhalten hat direkten Einfluss auf deren späterer Zeit auf unserem Planeten.

Society grows great when old men plant trees whose shade they know they shall never sit in.

Greek Proverb

Somit ist es wichtig, sich nachhaltig zu verhalten, um den eigenen Fußabdruck so gering wie nötig zu halten. Jede Maßnahme, die zu einer Reduktion von CO2-Emissionen führt, wird direkte Auswirkungen auf die Zeit unserer Kinder haben.

Vorteile der Kreislaufwirtschaft

Folgende Vorteile entstehen:

  • Geringere Umweltverschmutzung
  • Erhöhte Rohstoffverfügbarkeit und Rohstoff-Sicherheit
  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
  • Förderung von Wachstum, Innovation und neuen Wirtschaftsbereichen
  • Bessere Produkte führen zu erhöhter Kundenzufriedenheit
  • Symbiosen stärken lokale Wirtschaft (Beispiel Rotterdamer Hafen: Der Hafen von Rotterdam hat sich zum Ziel gesetzt, der führende internationale „Waste-to-Value-Hafen“ zu werden und durch eine kohlenstoffarme, zirkuläre Produktion eine führende Rolle bei der Ressourcenproduktivität einzunehmen. Der Hafen nimmt CO2 aus der Stromproduktion auf und liefert es an lokale Gewächshäuser.)
  • Risikoreduktion durch Kostenverteilung (Shared-Resource-Modelle)
  • Recycling reduziert Energieverbrauch
  • Abfallströme werden zu Umsatzströmen (Ein Beispiel dafür ist die Blue Plains Advanced Wastewater Treatment Plant in Washington, D.C., die Abwasser in Energie umwandelt und die verbleibenden Nebenprodukte zu einem Bodenverbesserer verarbeitet, der an lokale Landwirte verkauft wird)
  • Weg von der Wegwerfgesellschaft hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft
  • Profitieren von langlebigeren, innovativen Produkten
  • Langfristige Kosteneinsparungen
  • Höhere Lebensqualität

Kreislaufwirtschaft und IT-Asset-Management

Die beiden Themen IT-Asset-Management und Kreislaufwirtschaft lassen sich auf vielfältige Arten und Weisen verbinden und schaffen einen sehr starken Synergie-Effekt, den jedes Unternehmen, egal mit welchen Produkten und Prozessen nutzen kann.

Fazit

Die Kreislaufwirtschaft bietet enorme Möglichkeiten für Konsumenten, Produzenten aber auch für unsere Umwelt.

Konsumenten und Produzenten können gleichermaßen Kosten einsparen, die eigene Wahrnehmung innerhalb der Wegwerfgesellschaft verändern und einen effektiven Nutzen für Umwelt und Klima schaffen.

Des Weiteren können Unternehmer Ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, da die Abhängigkeit gegenüber „neuen“ Materialien verringert wird und somit die Lieferkette robuster gestaltet werden kann.

Alexander van der Steeg
Alexander van der Steeg Autor

CTO

Herr van der Steeg ist bei der EntekSystems als Chief Technology Officer für alle Belange der Produktentwicklung und technischen Konzeption verantwortlich.

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